Dienstag, 11. September 2012

Phoenix aus der Asche!


wo fange ich an zu erzählen, wo höre ich auf?!

eigentlich wäre es vor der wm an der zeit gewesen, nochmals "kenia" revue passieren zu lassen. eigentlich.., denn eigentlich war ich schon seit anfang letzter woche, in ostafrika, gesundheitlich angeschlagen. nur mühsam konnte ich mich die gesamte letzte woche, zu irgendetwas "geschweige denn" zum training aufraffen. vergangenen dienstag war ich schon "drauf&dran" die letzte abschlußbelastung (5km im marathontempo) zu "canceln". letztendlich quälte ich mich aber doch durch "mehr schlecht, als recht". mein gesundheitszustand sollte sich noch drastisch verschlechtern.. klar, dass da "blog posting" eher hinten anstand..

nachdem ich mittwoch nachmittags den flieger nach dubai bestieg, war ich mit den gedanken schon damit beschäftigt, wie gesund/krank ich wohl 30 stunden später zuhause ankomme.. der klimawechsel, vom eher kühlen kenia, ins heiße dubai "gab mir dann den rest". während der neun stunden transit-aufenthalt war an richtigen schlaf nicht zu denken, die nase tropfte und der hals schmerzte. mein vorher bereits angeschlagener magen rebelierte dann auch noch gegen ende des weiterfluges nach münchen. die weitere zug- und autofahrt war, inkl. klobesuchen, gelindegesagt, mühsam. doch das war noch nichts im vergleich zu dem, was mich zuhause erwartete. abends erfaßte mich innerhalb kürzerer zeit starker schüttelfrost. ich mußte mich übergeben und der durchfall verschlimmerte sich. magenmedizin, ein heißes bad, sachen für das schweiz-wochenende zusammengeschmissen und danach ab in´s bett. ich fragte mich vor dem schlafengehen, wieso ich überhaupt die sachen für die wm gepackt habe, wo ich sie doch sowieso nie werde laufen können. ich hoffte, in der nacht nicht zum notfallpatienten zu werden und absurde träume begleiteten mich im schlaf.

am nächsten morgen ging es mir aber schon um einiges besser. so entschied ich mich doch, die reise in die schweiz anzutreten. in der hektik vergaß ich zwar den ein oder anderen ausrüstungsgegenstand, aber nationalteamdress und schuhe waren im gepäck und das zählt.

in salzburg, wo ich eine stunde aufenthalt hatte, joggte ich noch 40min zur wettkampfzeit (trainiere im vorfeld vor wichtigen rennen immer zur wettkampfzeit, zwecks anpassung biorhtymus). der magen schmerzte, die nase lief und mein gps zeigte einen 6er schnitt an "na prima..". in buchs angekommen holte mich hildegard ab. in grabs bin ich schön langsam, neben bayern und kenia auch schon zuhause. bei hilde, flo und vutschko kam ich wieder auf andere gedanken. mit viel heißem tee, boullion, gekochten karotten und kartoffeln ersetzte ich die, mich unregelmäßig&ungewollt, verlassenden energiereserven. ansonsten schlief ich viel, dass war wohl die beste medizin.

der samstagslauf, am tag vor dem rennen war dann schon um einiges besser, im 5:15er schlappschnitt., aber völlig ohne "laufgefühl". meine persönlichen ansprüche an die wm hatte ich auf ein "für die mannschaft" heruntergeschraubt, von top20 konnte keine rede mehr sein.

ohne rechte vorfreude setzte ich mich in den zug richtung interlaken, wo ich samstag abend, als letzter der deutschen delegation, eintraf. auf meinen trainer und die athleten machte ich sicher den eindruck einer wandelnden schlaftablette. nach dem rennen sagten sie mir, ich sah aus wie ein "leichentuch".. das carboloading bestand aus cola und nudeln ohne soße. selbst das weilte nur bis 4:00 uhr morgens in meinem magen. sicher bin ich nie zuvor leichter in einen wettkampf gegangen. das letztemal mußte ich 20min vor dem start in die "büsche" und verpaßte deswegen fast den wechselwäschegepäcktransport, was wiederum meinen trainer in rage versetzte.

zum start "versteckte" ich mich in der zweiten reihe. meine gedanken kreisten darum "wie weit komme ich?". doch nachdem der startschuß gefallen war, kam ich doch erstaunlich gut "in die gänge". ungefähr auf platz 30 passierte ich den ersten kilometer. bald bildete ich, zusammen mit meinem ungarischen scott-teamkollegen, adam kovacs und dem kenianischen sieger des zermatt marathons 2012, paul michieka ein trio. als uns der schweizer nationalläufer christian matthys, vor einigen wochen noch zweiter des glacier 3000 überholte, "verabschiedete" ich mich mit dem eidgenossen nach vorne. spätestens hier galt für mich "alles oder nichts!". bei kilometer 10 passierte mich dann ein ganzer "zug", der mit mexiko, usa, kenia, ungarn und schweiz "international gefüllt war". ich ließ mich aber nicht beirren, sondern lief mein eigenes tempo konstant weiter. später "sammelte ich fast alle wieder ein". auf dem leicht welligen streckenabschnitt zwischen wilderswil (km 10) und lauterbrunnen (km 25) nutze ich längere zeit den windschatten von zwei äthiopischen läufern. auf dauer konnte ich, mangels schnelligkeit, nicht mithalten. die halbmarathonmarke in lauterbrunnen passierte ich, alleine laufend, als drittbester deutscher auf platz 25. das eigentliche rennen startet beim jungfraumarathon allerdings erst ab kilometer 25.

ab hier "warten", bis wengen, 700 höhenmeter, verteilt auf nur fünf kilometer, auf die schon vorermüdeten beine. im gegensatz zum vorjahr, wo ich auf diesem streckenabschnitt fast "stand" und überwiegend gehend unterwegs war, schaltete ich gleich von beginn des anstieges "auf angriff". ich konnte kaum glauben, wie locker&flüssig mein laufschritt war, nie zuvor war ich so gut im steilen terrain unterwegs. dementsprechend machte ich platz um platz gut und passierte die zwischenwertung bei km 30 in wengen, als bester deutscher, bereits auf platz 12.

zu paul muchieka hatte ich fast aufgeschlossen. auf dem flacheren, mäßig steigenden terrain zwischen wengen und einstieg zur moräne hatte ich leider nicht genügend "speed" um mitzuhalten. von hinten kam mir der sieger des letztjährigen kaisermarathons und 2:18 marathonläufer, adam kovacs gefährlich nahe. dafür überholte ich einen äthiopier und lag nun auf platz 11. alle schlechten gedanken hatte ich im tal zurückgelassen, nur noch die top ten zählten!

bei km 38 war es dann soweit: die legendäre moräne wartete auf mich. letztes jahr lauerte sie wie eine mUräne, der tückische raubfisch, auf mich. 2011 war ich nahe der ohnmacht und von krämpfen gepeinigt, dieses jahr eroberte ich sie "im sturm". im technisch anspruchsvollen und extrem steilen terrain konnte ich mich von kovacs absetzen und wieder nach vorne boden gutmachen. die anfeuerung durch die zuschauer, die alplhornbläser und fahnenschwinger, dazu die chance einen traum zu verwirklichen, ich hatte fast tränen in den augen! bei kilometer 41 überholte ich den ersten äthiopier und kam dem zweiten kenianer näher.

leider spielte auf dem letzten kilometer meine wadenmuskulatur "total verrückt". starke krämpfe blockierten meine vorwärtsbewegungen enorm. auch mehrmaliges stehenbleiben und dehnen brachte keine besserung. im gegenteil, ich stürzte sogar und es ging nur noch um schadensbegrenzung. während mein herz- kreislaufsystem noch auf hochtouren lief, konnte ich die power nicht mehr "auf die strasse bringen". ein engländer überholte mich, "wie aus dem nichts" und ich konnte nur frustriert hinterherschauen. letztendlich verlor ich sicher noch eine gute minute bis in´s ziel, konnte aber noch knapp meinen zehnten platz, nur sechs sekunden vor dem nächsten amerikaner, garen burrell, retten. hier kam "glück ins spiel", aber, gerechter ausgleich: solches fehlte mir ja reichlich während der tage zuvor!

im ziel fiel dann "tonnenweise" balast ab! auch wenn mich nun die krämpfe zu boden zwangen so war ich doch vielleicht der glücklichste mensch in diesem moment. top ten, mit dieser zeit, v. a. unter diesen vorbedingungen, eigentlich völlig surreal!!! selbst heute, zwei tage danach, kann ich es kaum glauben! die monatelange vorbereitung war also doch nicht umsonst!

danke auch an meinen materialsponsor SCOTT!, mit dem SCOTT MK 4 hatte ich den perfekten Schuh am Fuß!

http://www.scott-sports.com/ch/de/products/2236531105008/shoe-scott-mk4-blue-red-90-us/;jsessionid=13189E5769EF312EFD36A1D10674DCEB
das wir mit der mannschaft auch noch die bronzemedaille in der teamwertung gewannen: "ohne worte!"

die party am abend war auch wieder weltmeisterlich, das team deutschland hat sicher die "feierwertung" erneut gewonnen;-)

mit "kenia" habe ich diesen bericht eingeläutet und so beende ich ihn auch. 19 minuten zeitverbesserung im vergleich zum vorjahr. ohne krankheit wären sogar "top 5" möglich gewesen! ich habe, für mich persönlich, in kenia, ein paar stellschrauben gefunden, die ich "neu justiert habe".

aber die nächste zeit muß ich erstmal rücksicht auf meine grenzwertig strapazierte gesundheit nehmen. ich habe mich wirklich "auf messers schneide bewegt". die nächsten tage trainiere ich nur nach dem "lust&laune" prinzip. ein paar viren befinden sich nach wie vor in meinem körper und die müssen erstmal "raus".

ganz "beine hängen lassen" geht/läuft aber nicht, denn in knapp 2 wochen bin ich in eine marketingaktion von scott, im rahmen des voralpenmarathons in kempten, eingebunden. in 4 wochen heißt es gar wieder "bergmarathon", wenn ich beim kaisermarathon in söll/tirol um den sieg mitlaufen will!

aber erstmal heißt´s

"die ruhe vor dem sturm" ;-)

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